Willy Webers Rezension meines Buches „Predigt braucht Gefühl“

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Ich freue mich über dieses Buch. Es ist für mich ein Gewinn. Es ist nicht nur leicht und zuweilen amüsant zu lesen, weil der Autor lebendig, kreativ und anschaulich schreibt und ab und an seinen ihm eigenen Humor aufblitzen lässt. Es geht inhaltlich um so viel Wesentliches zur Predigt, dass ich es allen, die predigen, als Pflichtlektüre anraten möchte. Nicht von ungefähr sind außer dem ersten alle Kapitel mit dem Stichwort „Kompetenz“ gezeichnet worden.

Es geht nicht nur um einige Predigttipps. Arndt Schnepper bemüht unter dem Stichwort „Inspiration“ jeweils die Erfahrung bekannter Redner und Verkündiger aus älterer und jüngerer Vergangenheit und greift auch wissenschaftliche Aspekte aus dem Bereich der Psychologie und Kommunikationswissenschaft auf. Das weitet den Horizont wesentlich. Manche Ausführungen haben mich betroffen und zumindest nachdenklich gemacht. Der Autor hat den Mut, den Finger auf einige wunde Punkte in der Predigtpraxis zu legen, zum Beispiel: Wir Predigenden laufen Gefahr, nur den „lieben Gott“ zu verkündigen, der den Menschen gut ist und vor dem jeder so sein darf, wie er und sie ist. Stimmt ja. Aber – so scheint es zuweilen – wird der Zorn Gottes verschwiegen und dass es letztlich um Leben und Tod geht, dass der Mensch Sünder ist und zur Umkehr gerufen wird. Da sag ich mir selbstkritisch, ob wir da zu viel „Kreide gefressen“ haben aus Scheu vor der ganzen Wahrheit und vor einer „gesetzlichen“ Drohpredigt. Aber so erscheint Gott harmlos und das Evangelium belanglos, das uns den Zorn Gottes als seine Sorge um seine geliebten Menschen, als seine „Aufregung“ schildert, dass sie nicht hören wollen. Sein Zorn ist Ausdruck seiner geballten Liebe, mit der er die Menschen ruft. Die Menschen wollen und sollen wissen, dass sie auf Ewigkeit hin geschaffen sind und sollen woran sie sind und was für sie dran ist. Und viele gehen in die Gottesdienste, wo sie das erfahren, und solche Gemeinden wachsen.

Der Autor wirbt fürs Gefühl bei der Predigt. Dieser „cantus firmus“, klingt immer durch und wird konkret aufgerufen. Denn wenn das Evangelium „zu Herzen“ gehen soll, muss die Emotion mit angesprochen werden. Glaube ist nicht nur Kopfsache, sondern meint den ganzen Menschen, auch sein Wollen und sein Erleben. Wer die Emotionen ausblendet, langweilt die Leute. Und die Predigenden dürften selber so überzeugt von dem Gepredigten sein, dass es sie auch auf der Kanzel selber mal packt.  Das dürfen die Zuhörenden sogar merken. Leidenschaft ist gefragt, Ergriffenwerden und Ergriffensein.

Ganz folgen kann ich meinem ehemaligen Studenten nicht bei seiner Kritik an Predigtanalysen, bei denen nur der Text, nicht aber die Predigtsituation und Atmosphäre präsent sind. Predigtnachbesprechung war als Predigtlehrer mein Geschäft und sollte das Predigen fördern. Wir schätzen ja Predigtbände und lesen sie mit Gewinn, obwohl die Predigtsituation weit weg ist. Aber das kann man ja diskutieren.

In jedem Fall ist das Buch eine Ermutigung zum Predigen, und das mit Herz und Verstand. Das hat mir selber noch einmal gutgetan und provoziert. Ich habe noch einmal dazugelernt. Es mag auch für viele Predigthörer spannend zu lesen sein. Die Predigenden bekämen kompetente Gesprächspartner zugunsten beider.  Ich jedenfalls bin Arndt Schnepper dankbar für dieses Opus und wünsche dem Buch viele, die sich Vieles zu Herzen nehmen.

Willy Weber war 23 Jahre lang Dozent für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach. Heute ist er im Ruhestand und lebt mit seiner Frau Ingeburg in Dietzhölztal-Ewersbach.

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